Hier hab ich mal Informationen über das Auto-Messer zusammen getragen.
In dem folgenden Text zitiere ich Aussagen andere Puma-Sammler,
Autoren von Messerbüchern, Experten der Bundeswehr und den Hersteller Puma.

 

Meine Biographie über das PUMA 6390 Auto - Messer

 

Ursprung und Grundlage für das Auto-Messer war  natürlich das White Hunter,

welches Ende der 50er Jahre für den US-Markt gefertigt wurde.

Der damalige Puma-Chef Oswald von Frankenberg und Ludwigsdorf regte den Entwurf eines entsprechenden

Messers an und lies dann durch den späteren Puma-Prokurist

und technischen Leiter Herman Heck das Design entsprechend den Vorstellungen der Amerikaner entwickeln.

White Hunter 6377 mit Hirschhornbeschalung

 

Das White Hunter war mit Hirschhorn-Griffschalen bestückt und es sollte als Outdoor- und Campingmesser dienen.
Seine Aufgaben sollten das durchschlagen von Zweigen, einhämmern von Zeltheringen sowie das schneiden von Brot sein.
 An die Jagd dachte bei der Entwicklung des Messers noch niemand. 
Das White Hunter stellte sich jedoch rasch als Verkaufsschlager heraus, von dem alleine in den USA jährlich zwischen 20.000 und 30.000 Stück über den Ladentisch gingen.
Auf den europäischen Markt kam das White Hunter erst viel später und wurde auch dort bald ein Kultobjekt.
Das White Hunter schaffte es sogar bis ins Kino! 
Im Film „Der Schatz im Silbersee“ in dem sich Old Shatterhand mit dem Puma-Messer durch den wilden Westen kämpft,
sorgte das White Hunter dafür das fast jeder richtige Junge sich danach sehnte, einmal so ein Messer zu besitzen.


 Lex Barker mit dem White Hunter in dem Film "Der Schatz im Silbersee"   Karl May / 1962
 

   

 

Ein paar Jahre nach der Einführung des "weißen Jägers" mit den typischen Hirschhorngriffschalen,

fertigte Puma dann kurze Zeit lang das White Hunter auch mit Holzgriffen.

Parallel dazu kam dann das Modell „Auto“. auf den Markt.

Es bekam die Puma Nummer 6390 und abgesehen von der Klingenbeschriftung,

unterschied sich das Auto-Messer nicht von dem bewährten White Hunter.

White Hunter 6377 mit Holzbeschalung

Auto Messer  6390

Die eigentliche Idee des Auto–Messers war seinerzeit, dass es Autofahrern unterwegs als Universalmesser
dienen sollte und deshalb wurden zu dem Messer spezielle Autohalterungen angeboten.
Diese Halterungen waren erst aus Holz und später dann aus Kunststoff.

Autohalterung aus Holz 

(Die Holzscheiden waren mit einer Art Filz beschichet und an der Unterseite befindet sich ein Schaumstoff gegen Vibrationen)

Autohalterung aus Kunststoff

Beide Autohalterungen

Eine Montageanleitung die dem Messer beilag, erklärt die richtige Anbringung im Fahrzeug oder Boot.

(1973)

Hier noch eine andere Version der Montageanleitung

 

auf dem Beipackzettel wirbt Puma mit den verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten des Auto-Messers
(1980)



Die Rückseite des Beilagezettels mit englischer Beschreibung
(1980)


hier noch ein weiterer Beipackzettel für das Auto Messer

(1965)

dieser Beipackzettel stammt aus

(1972)

 

und hier die Rückseite in englisch

(1972)

 

Die Klinge des WH und des Auto war übrigens im Beginn der Ära  aus nicht rostfreiem Stahl (PUMASTER STEEL / CARBON STEEL).

Auf vielfachen Wunsch der Kunden erhielt die Klinge dann eine dünne, vor Rost schützende Verchromung .

Einige Jahre später (ca. 1980) verwendete man dann den gut zu schmiedenden Edelstahl der

Sorte 4110 (US-Bezeichnung 440 A) mit einer Härte von 57 bis 58 Rockwell.

Somit wurde die Klinge weitgehend korrosionssicher.

 

Das Auto–Messer wurde schnell populär und erfreute sich großer Beliebtheit bei Campern und Outdoor-Aktivisten.

Hier noch mal ein Werbeblatt

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Zu den Kunden zählte schließlich auch die Bundeswehr, die das Messer (erste Bestellung 1967) vor allem für Piloten und

anderes fliegendes Personal als Überlebensmesser (Kappmesser) für den Fall eines Abschusses orderte.

Einige Exemplare (in Sammlerkreisen spricht man von 200–250 Stück), trugen eine Ätzung auf der Fehlschärfe „BUND“.

Alle original durch Puma mit "BUND" geätzen Auto-Messer, wurden übrigens ausnahmslos 1979 gefertigt (Datacode 24972).

Automesser mit Klingenätzungen wie "Jagdgeschwader  Richthofen", "Geschwader Mölders", "Operation Feuerzauber", "GSG 9"  oder

Messer mit einer "BUND" Ätzung und einem anderen Datacode wie 24972 hat es aus dem Hause Puma orignal so nie gegeben!

Die Messer sind zwar originale Puma Automesser,  aber die Ätzungen wurden nachträglich aufgebracht

und somit sind diese Stücke ohne jeglichen Sammlerwert!

Piloten Kappmesser aus Bundeswehrbestand mit der Prägung " BUND"

Direkt nach der Einführung des Messers im Wehrdienst stellte sich bei den Piloten jedoch das Problem das sich die Klinge

durch die Scheide in den Kampfanzug schneiden konnte, wenn sich die Piloten mit dem Schleudersitz aus der Maschine schossen.

Glücklicherweise kam es zu keinen ernsthaften Verletzungen. Puma reagierte sofort, indem sie die Messerscheide

mit einer höheren Anzahl Nieten ausstattete um ein durchschneiden wirksam zu verhindern.

Auszug aus den technischen Lieferbedingungen der Bundeswehr TL 7340-0010
Seite 7

 Zu erst gelieferte Scheide mit 4 Nieten und darunter die modifizierte Scheide mit 14 Nieten

Es gab verschiedene Varianten mit unterschiedlicher Anzahl an Nieten,
da die Vorgabe nicht genau definiert war sondern bei ca.15 Stk. lag.

Es gab sogar eine Variante mit einem langen fest angebrachtem Gurt, womit das Messer am Oberschenkel des Piloten befestigt wurde.



Zur weiteren Qualitätssicherung stellte eine Biegeprobe bei den Bundeswehrmessern sicher das die Klingen beim Hebeln nicht abbrechen konnte.

Auszug aus den technischen Lieferbedingungen der Bundeswehr TL 7340-0010
Seite 6


... und hier ein Material Beleg der Firma Messerschmitt-Bölkow-Blom (MBB) 

für die Entnahme eines Automessers 6390 aus dem Magazin.

Die MBB GmbH gehörte zu den größten deutschen Luft- und Raumfahrt - sowie Rüstungskonzernen.

 

 

Bei den Spezialeinheiten tauchten auch Auto-Messer auf, deren Klinge viel schmaler war wie bei dem gewöhnlichen Auto.

Diese Messer waren wohl Prototypen die an die Einheiten zum Test vergeben wurden und sind nicht in großer Stückzahl  aufgetreten.

Die schmalere Klinge sollte wohl eher als Stichwaffe dienen und war in den Sondereinheiten beliebter wie der wuchtige Kopf der „Beilklinge“ beim Auto-Messer.

Manche Soldaten gingen sogar her und schliffen sich im Laufe ihrer Dienstzeit ihr Messer nach ihren eigenen Bedürfnissen.

So enstanden z.B. Messer in schmaler Form und sogar eins mit Bowie-Klinge.

Hier mal zwei Beispiele wie sich die Soldaten ihre Auto-Messer geschliffen haben


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Zu weiteren Großkunden des Auto-Messer gehörten auch Feuerwehren und andere Institutionen wie z.B. die GSG 9 oder die Hubschrauberbesatzungen der Bundespolizei, die mit dem Automesser Seestreife über Nord,- und Ostsee geflogen sind.

Hier mal ein paar Fotos eines Musterstückes für die GSG 9, von denen nach Auskunft alter PUMA-Mitarbeiter Anfang der 70er Jahre 30 Exemplare an die Sondereinheit der Bundespolizei gesendet wurden. Bei diesen Automessern wurden die Klingen schwarz brüniert und die Knebel schwarz lackiert. Zudem wurden nur extra dunkle Jacaranda-Holzschalen verbaut. Die speziell für die GSG 9 gefertigte Scheide war aus nato-grünem strukturiertem Sattelleder und mit einem typischen Bundeswehrknopf versehen, der sich seinerzeit an sämtlichen Uniformen und anderen Kleidungsstücken der Truppe befand. Die Grenzschutzgruppe 9 wurde 1972 gegründet, dieses mega rare Automesser stammt aus 1971. Durch ehemalige Einsatzkräfte der GSG 9 konnte ich noch in Erfahrung bringen das später das Standard-Automesser bis Mitte der 80er Jahre zu der Ausrüstung gehörte. Hier war dann die Klinge nicht mehr geschwärzt, aber die nato-grüne Scheide wurde weiterhin verwendet. Von einem Bekannten der damals selber der Sondereinheit angehörte, erhielt ich sogar ein Bild wo das Automesser am Gürtel eines GSG 9 Einsatzbeamten in den 80ern zu sehen ist.

 

 

Für die Flughafen-Feuerwehren des Bundes entstanden beispielsweise 1000 bis 2000 Messer mit einer zusätzlichen Hakenklinge

(Gurtmesserschliff) auf dem Messerrücken, die speziell zum Durchtrennen von Sicherheitsgurten diente.

Auszug aus den technischen Lieferbedingungen der Bundeswehr TL 7340-0010
Seite 8

 Kappmesser der Flughafen Feuerwehr 

Hakenklinge zum Kappen von Gurten und Seilen

BUND Aufbrechausstattung  mit der Best. Nr.  4210-12 -177-2996

mit dem Flughafenmesser der Feuerwehr

hier noch zwei weitere Exemplare der Aufbrechausstattung von anderen Sammlern

 Beide mit "BUND" geätzen  Auto-Messer

 

1983 wurde dann das Auto-Messer von Puma, gegen das fast baugleiche aber kostengünstigere Modell von Hirschkrone ersetzt.

Zum Vergleich hier mal ein Bild von dem Puma Automesser und dem Modell von Hirschkrone.

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Im Laufe der Jahre wurden einige verschieden Merkmale an dem Auto-Messer festgestellt

…so waren z.B. an den ersten Messern die Nieten der Griffschalen viel größer wie an später gefertigten Autos.

Weiterhin gab es Klingenätzungen auf der rechten sowie auf der linken Seite.

Die ersten Messer waren noch mit D.B.G.M. gekennzeichnet und ohne  die Nummer 6390.

Teilweise gab es sogar die Ätzung nicht auf der Klinge selbst, sondern auf der Fehlschärfe.

Wieder andere waren gekennzeichnet mit „SCHÜTZT + HILFT“.

Ätzung  mit D.B.G.M. auf dem Klingenkopf aber noch ohne der Modellmummer 6390

Ätzung mit  D.B.G.M. auf dem Klingenkopf jedoch mit der Modellnummer

Ätzung  D.B.G.M. auf der Fehlschärfe un der Schriftzug  " SCHÜTZT + HILFT "

mit tiefer Prägung "BÜSSING" (Sonderbestellung des LKW und Omnibus-Werk ca.1960)

 

Ätzung  einmal auf der linken und einmal auf der rechten Seite der Klinge

Auch die Griffschalen selbst, waren wie die Nieten sehr unterschiedlich.


Auf dem nächsten Bildern seht ihr einen Auto - Griff von 1969 und einen von 1989 nebeneinander.
Man sieht deutlich die unterschiedlichen Nietengröße und die unterschiedliche Stärke der Griffschalen.

schmaler Griff und die größeren Nieten gehören zu dem älteren Auto aus 1969

dieses Auto-Messer (1. Modell) trägt noch den Schriftzug "Schütz & Hilft" auf der Fehlschärfe

Wahrscheinlich wurde dieser Schriftzug lediglich für ein Jahr auf die Automesser geätzt ... dementsprechend rar sind diese Modelle!

 Sonderbestellung (ca.1960) des LKW und Busherstellers "BÜSSING"

ebenfalls noch mit Schriftzug "Schütz & Hilft" auf der Fehlschärfe

 

Bei diesem mega raren Modell des 6390 handelt es sich um die Variante "Yachtsman" von ca. 1957.

Gutmann, der US Importeur von PUMA liess einige dieser Messer für den  amerikanischen Markt fertigen und wollte damit das Gegenstück zum "Auto"- Fahrer Messer auch für die "Yacht" Besitzer liefern ... es blieb aber bei ein paar einzelnen Exemplaren, von denen mir heute nur noch 3 Stk. bekannt sind.

 

Dieses 6390 ist wohl ein Prototyp (Unikat) für die Wildlifeserie.

Dafür sprechen das Alter dieses Automessers, das Griffmaterial (Ebenholz) und das es nur zwei statt drei Nieten hat

um somit mehr Platz für eine Einlegearbeit zu bieten.

3 Nieten beim normalen 6390 und zwei Nieten beim Unikat



Schöner Griff aus Ebenholz befestigt mit lediglich 2 Nieten

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Eine weitere geringer Auflage des Auto-Messers gab es dann noch mit dem  6392  SURVIVAL – SET. 
Das Set besteht aus diversen Dingen die beim Überleben in der Wildnis dienen.
In der Ledertasche befindet sich ein Kompass, ein Knicklicht, eine kleine Taschenlampe, Feuerzeug,
Angelhaken mit Schnur sowie natürlich das Automesser mit Scheide.
(Klingenbezeichnung SURVIVAL)


Survival Messer 6392 aus 1974 mit brauner Ledertasche und Ätzung auf der rechten Seite











Survival Messer aus 1985



6392 aus 1985 mit grüner Ledertasche und Ätzung auf der linken Seite



Zu den Utensilien des Survival Set`s gehörten die Ledertasche (aussen Glatt,- innen Wildleder),
Garantiekärtchen, Kompass, Puma-Feuerzeug , Angelhaken und Schnur,
Knicklicht, Taschenlampe und natürlich das 6392 Survival Messer mit Lederscheide.




beide 6392 aus 1974 und aus 1985







 Ätzung einmal auf der linken und einmal auf der rechten Seite